Wohnüberbauung Fuhrstrasse Wädenswil

Wohnüberbauung Fuhrstrasse Wädenswil

© Daniel Hässig Architekten
© Daniel Hässig Architekten

› 2021, Erläuterungsbericht zum Beitrag von Daniel Hässig Architekten, Meier Hug Architekten und Jonas Krieg für den Studienauftrag «Fuhrstrasse Wädenswil». Ich gratuliere den Architekten zum ersten Preis.

 

› Texterstellung Erläuterungsbericht: 11’100 Zeichen

 

› Redigieren der von den Fachplanern erstellten Texte: 3’000 Zeichen

 

Mehr Informationen sind auf der Webseite der Architekten zu finden.

Textauszüge:

 

Weinbaugebiete mit Seeblick

Aus Zürich den See hinauffahrend, wird die Landschaft umso prächtiger, je mehr man sich den für die Region historisch bedeutsamen Weinbaugebieten nähert. Vom Wohlstand der einstigen Winzer zeugen prachtvolle Bauten, die geschickt in den Hang und in herrliche Obstgärten eingebettet sind. Die mächtigen Weinbauernhäuser sind von seeseitige Giebelfassaden mit Fachwerken gezeichnet. Im Inneren bieten die stimmungsvollen hölzernen Stuben einen hervorragenden Blick auf die Natur und den Zürichsee. Es liegt auf der Hand, dass die Bewohner dieser Häuser in den letzten drei Jahrhunderten nicht mit den Städtern tauschen wollten. [ …]

 

Wädenswil, ein attraktiver Erholungsraum 

Die klassischen Häuser der wohlhabenden Winzer zeichneten sich durch «Kammergrundrisse» aus. Dieser Begriff beschreibt eine Grundrisstypologie, bei der jeder Nutzung ein eigener Raum zugeordnet ist. Oft sind diese Kammern nebeneinander aufgereiht mit einem verbindenden Hausflur oder einer Diele. 

 

Gehobene Wohnatmosphäre angeknüpft an Tradition

Nachdem die letzten Jahrzehnte ganz im Zeichen offener Grundrisse mit möglichst wenigen Trennwänden standen, wünschen sich viele nach einem Jahr im Heimbüro nichts sehnlicher als die Möglichkeit der akustischen und optischen Trennung innerhalb der Wohnung und einem Flur, um gleichzeitige Ereignisse zu ermöglichen – vom Toben der Kinder bis hin zu wichtigen Videokonferenzen. Das vorliegende Projekt übersetzt das architektonische Ordnungsprinzip des Kammergrundrisses in eine zeitgemässe, gehobene Wohnvorstellung mit räumlichen Freiheiten. Wohnungsinterne Zonierung, Grosszügigkeit und Sichtbezüge nehmen dabei einen besonderen Stellenwert ein.

 

Zwischen Baudenkmälern, freistehenden Häusern und Wiesen

Sechs neue Häuser entstehen auf einem weiträumigen Areal oberhalb des alten Dorfkerns am östlichen Ende der Fuhrstrasse, umgeben von Einfamilienhäusern und dem ehemaligen Weinbauerngehöft «Zur langen Stege». [ …]

 

Grosse und kleine Häuser am Hang

So führt die Fuhrstrasse den Besucher von der Kreuzung mit der Schönbergstrasse vorbei an geschichtsträchtigen Mauern und den üppigen Bauerngärten der alten Häuser. Nach der Strassenverengung öffnet sich der Blick rechts auf den See und nach vorne auf die Scheune und mehrere leicht wirkende Metallfassaden, die ebenfalls den Strassenraum säumen. Die beiden sehr unterschiedlichen Geländesituationen nördlich und südlich der Fuhrstrasse führen zu sehr unterschiedlichen volumetrischen Ansätzen. Oben an der Strasse reihen sich vier Punktbauten, die «Häuser am Obsthain», unten das «Haus am Tobel» und das «Haus an der Fuhrstrasse», die den Hang in ihrer Form begleiten. Die topographischen Gegebenheiten, die Besonnung, der Blick auf den See, der wertvolle Baumbestand, aber auch die Gesetzgebung ergeben die Platzierung und Form der einzelnen Häuser. [ …]

 

Ortsidentität und Gartenstimmung

Der weitgehend in seinem natürlichen Geländeverlauf belassene Aussenraum bringt die unterschiedlichsten Bauepochen, Bauvorschriften und Materialien zusammen. Die Platzierung der Neubauten respektiert den kulturlandschaftlichen Charakter des Ortes mit seiner Abstufung von der offene Obstwiese zum dicht gruppierten Gehöft. Das Thema der Gehöfte wird auch in der Freiraumgestaltung aufgegriffen: Das historische Gebäudeensemble erhält im Osten, an der Strasse, einen bunten Blumengarten, ähnlich wie er schon heute besteht; nach Süden liegt eine offene Blumenwiese. Im Westen entsteht zur Strasse hin eine dörfliche Vorplatzsituation mit Linde, Brunnen und Sitzbank. Die beiden wertvollen Bestandsbäume bleiben erhalten. Auf dieses tradierte Bild in neuer Form greift auch die Aussenraumgestaltung im Nordperimeter zurück: Zwischen den drei Baukörpern des «Haus am Tobel» öffnet sich ein Ankunftshof, in den die Landschaft einfliesst. Die mäandrierende Gestalt der beiden grossen Häuser im Norden schafft modulierte Aussenräume unterschiedlicher Tiefe, die sich nach Norden und Süden öffnen und den Blick zwischen den Bauten auf das Ortsbild einrahmen. Die Bäume setzen an der Strasse eine Landmarke. [ …]

 

Wohnen nach Wunsch

Ein modulares System gleichartiger Gebäudeteile oder -typen sichert den Bedarf an unterschiedlichen Wohnungen in Grösse und Typologie. Je nach Lage im Haus – im Erd-, Regel- oder Attikageschoss – verfügt jeder Wohnraum über seine eigenen Qualitäten. Die Wohnungstypen in den südlichen Punkthäusern und in den nördlichen Zeilenbauten sind gezielt verschieden gestaltet, um das Wohnungsspektrum zusätzlich zu erweitern. In allen Wohnungen ist eine klare Zonierung zwischen Sozial- und Ruhebereichen möglich. Allerdings ist den Räumen keine bestimmte Nutzung zugewiesen, um eine flexible Bespielung zu gestatten. Alle Wohnungen sind mindestens zweiseitig orientiert, um einerseits von der Sonne und andererseits vom Seeblick im Norden zu profitieren. Hangaufwärts kommen die Bewohner der Häuser im Obsthain in den Genuss einer vierseitigen Ausrichtung und damit eines erweiterten Ausblicks auf die historische Umgebung.

 

Vielfältige Ausblicke und Bezüge im Norden

Die Qualitäten der historischen Raumstruktur des Weinbauernhauses bilden die Fundamente für das «Haus am Tobel» und das «Haus an der Fuhrstrasse» mit insgesamt 40 Wohnungen. Aufbauend auf konstruktiver Logik und sinnvollen Spannweiten sind die Räume in beiden Richtungen in Schichten aneinandergereiht. Die mittlere Zone dient dabei als Erschliessungs- und Sanitärbereich. Die Wohnräume sind als zusammenhängende Raumfolge angelegt: Ohne klassischen Flur, dafür mit einem zentralen Raum, einer Diele, die zwischen der südlichen und nördlichen Raumschicht vermittelt. Grosse Schiebetüren lassen in sich abgeschlossene Einheiten oder Sequenzen verbundener Raumgefüge entstehen. Das Wohnen in der Diagonale verspricht vielfältige Ansichten und Bezüge, eine wohltuende Luftzirkulation sowie eine unerwartete Grosszügigkeit. Es wird ein weicher, mehrschichtiger Übergang von innen nach aussen geschaffen. Vorgelagerte, tiefe Veranden unterstützen diesen Eindruck: sie erweitern den Wohnraum und bieten attraktive Aussenräume mit Süd- und Seebezug. [ …]

 

Subtiler und zeitgemässer Fassadenausdruck

Die Neubauten werden durch einen filigranen Fassadenausdruck vereint. Diese leichten Hüllen ordnen sich unter und erhalten so die für den Ort identitätsstiftende Präsenz der Altbauten. Ohne direkt traditionellen japanischen Gebäuden zu ähneln, übernehmen sie dennoch deren charakteristische Merkmale: offen, klar, von einer gewissen Naturverbundenheit und dem Ausdruck des zeitlos Modernen getragen. Erreicht wird dies nach aussen hin durch feingliedrige Metallfassaden, die den Lebensraum der Bewohner mehr zu umschliessen scheinen, als dass sie ihn von der Natur trennen. Die unterschiedlichen Wohntypologien werden in eine gemeinsame Architektur der Subtilität eingebunden. In Kombination mit den stehenden Fensterformaten und den an das Fachwerk des Winzerhauses angelehnten Querverstrebungen entstehen ruhige, gut gegliederte Fassaden, die sich angemessen in den Kontext einfügen und gleichzeitig Eigenständigkeit in Material und Form bewahren. Die aufgehängten Balkon- und Verandaschichten mit schwebender Wirkung stellen einen wichtigen Identitätswert für die neue Kleinsiedlung dar. [ …]

› 2021, Erläuterungsbericht zum Beitrag von Daniel Hässig Architekten, Meier Hug Architekten und Jonas Krieg für den Studienauftrag «Fuhrstrasse Wädenswil». Ich gratuliere den Architekten zum ersten Preis.

 

› Texterstellung Erläuterungsbericht: 11’100 Zeichen

 

› Redigieren der von den Fachplanern erstellten Texte: 3’000 Zeichen

 

Mehr Informationen sind auf der Webseite der Architekten zu finden.

© Daniel Hässig Architekten